Montag, 3. August 2009

Bruce

- Gastreport von Andi Bauer -

Bruce Live im Wiener Ernst Happelstadion – 5. Juli 2009

Sein späterer Manager John Landau nannte ihn 1972 „The Future of Rock n´Roll“. Andere nannten ihn nur Bruce Springsteen und bestaunten seine kraftvollen Rocksongs, später kam die E-Street Band in Nennungen verlässlich dazu. In den 80er Jahren – wo die ganze Welt kollektiv zum Fan mutierte – nannte man den Mann schlicht und treffend den „Boss“.
Und heute, wenn er auf Tour ist und die Stadien füllt – heute nennen wir in einfach - Bruce. Wie einen guten alten Freund der auf Kurzbesuch ist. Denn seine Lieder inzwischen auch gute Freunde geworden. Unkapputtmachende Klassiker hat der alte Hund geschrieben. Am 5. Juli kam Bruce wieder mal nach Wien um seine Lieder zu singen und zu spielen und natürlich hatte er die Kumpels von der E-streetband dabei. Das wenig bekannte Jacksoncage vom River Album macht den Anfang – und alle sangen mit. Mit dem darauf folgenden Badlands brachen bereits alle Dämme. Trotz verwaschenem Sound gab es kein Halten mehr. Mando Diao und all die anderen Rocker würden kollektiv Teile ihrer Gliedmassen opfern um nur EINMAL so einen Song zu schreiben. Bruce hat nicht einen sondern dutzende solcher Lieder und er schmeißt sie verschwenderisch ins Volk und sich mit dazu. Immer wieder zieht es ihn zu den Massen. Er taucht in die Menge lässt seine Gitarre von unzähligen Händen spielen und freut sich wie ein kleiner Bub über die euphorischen Reaktionen der Fans. Nach Badlands rollt Cover me über die Fans, dann folgen drei neue Titel von Working on a dream mit einem dazwischen liegenden aufgekratztem Darlington county. Ein zorniges Seed“ kommentiert die Finanzkrise, Johny 99 setzt noch mehr Wut drauf. Dann: Darkness on the edge of town Tränen, Verzweiflung, Hoffnung und Freude. Growing up vom allerersten Album wird lautstark auf den Tafeln des Publikums gefordert. Bruce sammelt die Tafeln ein und fackelt die Nummer mit Inbrunst ab. Der Kerl ist genauso wie das Lied seit 1972 nicht mehr gealtert – verdammt. Es folgt ein gut abgehangenes Rendevous, 4th of july und because the night – das Stadion tobt. Das auf Platte schwächelnde Sunny day mutiert zur Mitsinghymne gefolgt vom Promised land – hat auch schon 31 Jahre auf dem buckel und klingt taufrisch.
Sometimes I feel so weak I just want to explode
Explode and tear this whole town apart
Take a knife and cut this pain from my heart
Alle singen mit - Heiliger Zorn. The River spielt Bruce (fast) allein. Gitarre, Harmonika & Gänsehaut. Und so folgt Klassiker auf Klassiker. Die E- streeet band spielt kompakt wie gewohnt und der kleine Neils Lofgren erweist sich erneut als musikalischer Direktor. Gibt es ein Seiteninstrument was der Mann nicht spielen kann? Im Grand finale werden natürlich die ewigen Gassenhauer abgefackelt. Born to run, Cadillac Ranch & Tenth Avenue Freeze. Dazwischen schreit Bruce ins inzwischen erschöpfte Publikum: We can`t Stop now“ und legt noch nach. Dancing in the dark und twist and shout aber dann ist es wirklich aus. Bruce kann sogar darauf verzichten seinen besten Song nicht zu spielen. Thunder Road glänzt durch Abwesenheit und niemand ist ihm böse. Aber dafür spielt er meinen persönlichen Favoriten: „Bobby Jean“ DAS Lied über Freundschaft und Abschied.
“And I'm just calling one last time not to change your mind
But just to say I miss you baby, good luck goodbye, Bobby Jean”
Und wieder geweint - Wer kann diesem Mann live das Wasser reichen?
„Nobody in this universe“
Andi Bauer